Marokkanische Freundschaften

 

Freiheit…

 

Ich wollte heute nun von meinen marokkanischen Bekanntschaften in diesem Jahr zu erzählen, von meinen Freundinnen und Freunden, die mich über diese letzten Monate begleitet haben und meine „Nabelschnur“ zu Marokko waren.

Ich schaffe es nicht!

Ich komme immer wieder und unwiderruflich an den Punkt, an dem ich bei unzähligen Artikeln zuvor bereits gelandet bin (und die ich daher immer wieder verworfen habe)…

 

حرية
Freiheit…
Das zentrale Thema der Marokkaner, aber auch mein eigener Dreh- und Angelpunkt.
Das Thema, das unsere größte Gemeinsamkeit und gleichzeitig die größte Diffferenz darstellt.

 

Letztendlich ist es nicht verwunderlich, dass meine Erzählungen stets in die zentrale Frage nach Freiheit münden.

Der Wunsch und das Streben nach Freiheit nehme ich bei meinen marokkanischen Bekannten als essentiell wahr und gestaltet daher auch immer unsere Beziehung mit.

 

Ich bin die Deutsche. Deutschland ist Freiheit.
Ich kann leben, wie es mir entspricht. Und vor allem: Ich kann mir leisten, was ich will.

 

Ganz so ist es nun doch nicht. Oder etwa doch?  

So sieht jedoch das weit verbreitete Bild der Marokkaner aus, deren Leben in Marokko tatsächlich wenig mit dem unseren in Deutschland gemein hat.
Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die die Optionen der eigenen Lebensgestaltung beschränken, die Divergenz und Spannung zwischen Tradition und Moderne, die Ungleichheiten zwischen Frau und Mann, die Extreme der (absoluten) Armut und einer reichen Elite …
Diese Prozesse haben wir bereits hinter uns. Unsere Debatten beziehen sich auf Moderne und Postmoderne, sind weit von diesen rein pragmatischen Aspekten des (Über)Lebens entfernt.

 

Freiheit heißt „Ich kann…!“.

Wenn ein Marokkaner oder eine Marokkanerin sagen „Ich kann“ bezieht sich dies auf diese äußeren Rahmenbedingungen der Lebensgestaltung.
Wenn ich als privilegierte Deutsche nun sage: „Ich kann mein Leben gestalten“ erweitere ich diesen Satz um „wie es mir entspricht“. Mein Streben und Verständnis von Freiheit ist mit dem Komfort der per se gegebenen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten an Optionen um ein Vielfaches gestiegen. Ich bin an der Spitze der Maslowschen Pyramide angekommen: Der Selbstverwirklichung, dem Nachgehen meiner eigenen Bestimmung.

 

 

Freiheit ist,
meiner eigenen Bestimmung nachgehen zu können.

 

Wenn man vor der Entscheidung steht, ein Leben zu führen, das der eigenen Bestimmung entspricht, oder so weiterzuleben wie bisher, sollte man eigentlich annehmen, dass einem die Wahl leichtfällt. Aber so ist es nicht. Im Laufe der Zeit habe ich beobachtet, dass die meisten Menschen ihre Reise an diesem Punkt beenden. Sie spähen durch ein Loch im Zaun und können deutlich das Leben erkennen, das sie gerne haben würden, aber aus allen möglichen Gründen öffnen sie das Tor nicht und gehen nicht auf dieses Leben zu.

John Strelecky 2016: Das Café am Rande der Welt. Eine Erzählung über den Sinn des Lebens. Seite 125.

 

 

Bis zu meinem Marokkourlaub im Sommer 2016 hatte ich regelmäßig durch dieses Loch im Zaun gespäht.

Mitten in den Bergen des Hohen Atlas traf mich die Erkenntnis, nicht länger Beobachterin eines möglichen Lebens sein zu können, sondern dass es an der Zeit war, dieses Tor weit zu öffnen, wobei es sich bei mir weniger wie ein „Tor“, sondern ganz bodenständig wie eine Tür anfühlt…

 

 

Um Zweifeln entgegen zu wirken, die sich im deutschen Alltag einstellen würden, hielt ich engen Kontakt zu Zaid – einem marokkanischen  Freund, der mir während der Tage in Marokko die Imazighen-Kultur ans Herz gelegt hatte. Außerdem wurde ich in sämtlichen deutsch-marokkanischen Foren und Facebook-Gruppen aktiv, um mir einen Lehrer für marokkanische Sprachen zu suchen.

Und so traten Abdel, und einige Zeit später Jaouad in mein Leben…

Neben diversen Bekannten und Freunden wurden diese beiden meine liebsten Vertrauten, mit denen ich über Freiheit, über die Liebe und alles, was das Leben mit sich bringt, diskutieren kann und die mir helfen, meine Tür bis heute offen zu halten.

Tanmirt asmon d moalemino!  Tanmirt tassanu!

 

 

 

Azul!

 

Mit dem Entschluss, meine Erlebnisse und Gedanken mit mir unbekannten Menschen zu teilen, betrete ich absolutes Neuland. Ebenso wie Marokko ein für mich noch zu erkundendes Land ist, in dem unzählige Begegnungen und spannende Erfahrungen darauf warten, erlebt und erzählt zu werden…

 

 

Wer bin ich? 

Mein Name ist Stefanie. Ich bin ein typisches deutsches Kind der 70er Jahre, aufgewachsen in einer durchschnittlichen Kleinfamilie (zwei Kinder, Scheidung der Eltern) mit jährlichen Urlauben in Spanien an der Costa Brava.

Den weiteren Lebenslauf will ich euch ersparen, bis jetzt war dieser noch kein Blog wert.

Mittlerweile bin ich dem Alter nach erwachsen, Sozialpädagogin und Lehrerin, liebe meine Berufe, aber nicht das System.

Ich bin weder verheiratet noch geschieden, habe keine Kinder und festgestellt, dass jetzt die beste Zeit meines Lebens ist. Ich weiß, wer ich bin und noch wichtiger: Ich weiß, wer ich sein kann, wenn ich meinem inneren Lebensgefühl folge und meine Fähigkeiten endlich voll ausschöpfen kann!

Ich bin frei, mit meinem Hund Butyi an meiner Seite, ein mir entsprechende Leben zu entwerfen. Und meine ersten Schritte haben mich hierbei nach Marokko geführt…

 

Warum Marokko? Warum ich?

Marokko hat mein Herz berührt. Vom ersten Moment an wusste ich, dass dieses Land in seiner Ursprünglichkeit, mit seinen Menschen mehr als nur ein Urlaub oder ein einzelner Besuch sein wird.

„Azul“ – mein Herz zu deinem – ist viel mehr als nur eine Willkommensfloskel der Imazighen (Berber). Es ist ein Ausdruck des Stolzes auf die eigene Herkunft und Kultur, der inneren Freiheit jeglichen Widrigkeiten zum Trotz und der gegenseitigen Verbundenheit.

Kein Willkommensgruß könnte für mich passender sein!

Ich möchte die Kultur Marokkos kennen lernen, die mich in ihrer Vielseitigkeit und der spannenden Mischung verschiedenster Einflüsse fasziniert. Vor allem die Kultur der Imazighen hat mich tief im Innern berührt. Gleichzeitig werden die Begegnungen in und mit Marokko mich meine eigene Kultur sicherlich wieder bewusster wahrnehmen lassen.

 

Warum schreibe ich?

Mit diesem Blog möchte ich euch einladen, mich auf meiner Reise und Auseinandersetzung zu begleiten und meine Erlebnisse und Gedanken mit mir zu teilen.

Meine Erlebnisse mit der marokkanischen Kultur und den Menschen zu dokumentieren und diese dann tatsächlich zu veröffentlichen, machen meine Erlebnisse für mich erst richtig real und greifbar.

Zwischendurch, wenn ich innehalte und mir dem bisher Erlebten bewusst werde, staune ich und denke: „Das kann nicht ich sein, die das erlebt! Das muss eine andere Person sein…“

Gleichzeitig wird dieser Blog von den Menschen leben, die diesen besuchen und mitwirken, die sich hier austauschen und begegnen.

Dieser Blog wird seine Unverwechselbarkeit erst durch euch erhalten, die ihr meine Darstellung der Erlebnisse erweitert, ergänzt oder hinterfragt!

 

Was euch hier erwarten wird – und was nicht! 

  • Ich habe nicht vor, Reiseberichte über Marokko zu verfassen.

Es werden sicherlich Anregungen zu finden sein – zum Beispiel esse ich für mein Leben gerne. Ebenso werde ich Marokko natürlich auch in seinen typischen Sehenswürdigkeiten kennen lernen. Trotz dessen: Wer klare Reiserouten, Hotelempfehlungen oder ähnliches erwartet, wird hier enttäuscht werden.

  • Ebenso sind diejenigen, die sich „Verhaltens-Anleitungen“ wünschen, also wie man sich als Frau oder Mann in diesem Land zu bewegen oder sich als Ausländerin oder Ausländer korrekt zu benehmen hat, definitiv falsch.

Es werden sich Richtlinien herauskristallisieren, die je nach Region und Situation und abhängig von den beteiligten Personen – und dazu gehörst auch du – variieren. Es gibt es keine allgemeingültigen Rezepte.

  • Dieser Blog wird in wenigen Monaten schon gefüllt sein mit Berichten von Erlebnissen in und um Marokko. Ich werde von Begegnungen erzählen, euch Menschen, deren Leben, Sehnsüchte und Träume vorstellen. Hierbei werden die Personen – sofern sie dies möchten – auch selbst zu Wort kommen.

So werdet ihr zum Beispiel Abdel kennen lernen. Abdel ist seit neun Monaten mein Tamazight-Lehrer – er bringt mir eine der drei Sprachen der Imazighen bei. Er ist vor allem aber ein Vermittler und Kundschafter seiner Kultur und mir mittlerweile ein wichtiger und guter Freund geworden.

  • Die Themen werden vielfältig sein und alles betreffen, was das Leben in Marokko ausmacht und mich in meinen Begegnungen beschäftigt und berührt.

Das Menü wird sich nach und nach füllen und um verschiedene Inhalte erweitern. Eure Wünsche, Fragen und Vorschläge sind hierbei ausdrücklich erwünscht!

 

Zum Schluss…

Die größte Herausforderung ist im Moment, dass ich euch an dieser Stelle am liebsten erzählen möchte, wie sich meine persönliche Auseinandersetzung mit Marokko längerfristig gestalten wird. Das muss jedoch noch warten.

Wenn ihr an den Artikel in den kommenden Monaten über meine Erlebnisse und Begegnungen mit den Menschen in und um Marokko Gefallen findet und auf den Geschmack gekommen seid, seid sicher, der Hauptgang kommt erst noch!

 

 

Ich freue mich darauf, euch die kommenden Monate und das nächste Jahr – Ausgang ungewiss – auf meiner Reise mitnehmen!

In diesem Sinne: Merhaba – seid willkommen.