Deutschland und nun?

Was macht man,
wenn man nach vier Monaten Marokko nach Deutschland zurück kommt
und dort nicht weiter machen kann – geschweige denn will – wo man aufgehört hat?

Ich bin bis Februar vorerst ohne Arbeit – Gut, denn ich brauche Zeit für mich und mein Buch. – und außerdem ohne Wohnung. Diese hatte ich zu meiner Abreise im März diesen Jahres gekündigt. Meine Möbel, Kleidung und sämtliche andere Dinge sind eingemottet und werden dort auch allesamt bleiben. Was ich und mein Hund haben, ist immer noch mein Auto samt Grundausrüstung zum Reisen, so wie wir die Monate in Marokko unterwegs waren.

Im Moment möchte ich auch überhaupt keine Wohnung. Ich will keinen Umzug, der mit Arbeit (und Stress) verbunden ist und momentan keinen endgültigen Platz, der mir letztendlich Normalität und vorschnell Alltag vermitteln würde.

Ich brauche einen Rückzugsort aber keine Normalität! An zuviel Normalität (oder war es Langeweile?) sollen Leute schon gestorben sein…

Was ich suche ist ein Platz, an dem ich einfach sein kann. Ein Platz im Grünen, mit viel Licht und Raum zum kreativ sein dürfen, zum endlosen Laufen und Faulenzen mit Butyi, zum Träumen und Schlafen unter Bäumen und offenem Himmel.

Was ich brauche ist solch ein Ausgangspunkt, um in aller Ruhe und mit Bedacht ein neues Heim bei Frankfurt zu finden.

Doch wo geht man dann hin? Wo findet man so einen Platz?

Meine ehemalige Nachbarin – Hallo Maria! – meinte zu mir, ein so unsozialer Mensch wie ich, sollte besser in den Wald gehen. Hey, genau das werde ich jetzt tun!

 Irgendwie gab es in meinem Leben immer Menschen, die ich ziemlich doof fand, die mir aber, retrospektiv betrachtet, weitsichtige Ratschläge gaben.
Als ich zum Beispiel das Gymnasium in der 11. Klasse mit einem Zitat aus „Die Leiden des jungen Werther“ abbrach – was mir damals höchst rebellisch vorkam -, meinte der Chemie- und Physiklehrer (der mich, die ich in Chemie genau nie etwas zum Unterricht beigetragen hatte, überhaupt nicht kannte) zu meiner Mutter: „Die Stefanie ist so sozial, die sollte auf jeden Fall etwas Soziales machen.“ Was übersetzt soviel bedeutet wie: „Sie kann nichts, sie weiß nichts, sie ist nichts. Sie sollte mit Kindern spielen oder alten Menschen den Arsch abwischen.“
Tja, auch an dieser Stelle „Danke Herr Fritzelt!“. Über Umwege landete ich in einem Kindergarten und fand die Arbeit mit Kindern so toll, dass ich Erzieherin und Leiterin einer Kindertagesstätte wurde und im Anschluss unter anderem Soziale Arbeit studierte – das übrigens ohne Abitur, Herr Fritzelt – und als Sozialpädagogin gearbeitet habe. Ich scheine also tatsächlich ein höchst sozialer  Mensch zu sein.
Mit meinem Lehramtsquereinstieg habe ich gerade noch den Dreh weg von zuviel Soziabilität hinbekommen und kann jetzt frohen Mutes in den Wald abwandern. 

Bei meiner Suche nach solch einem Platz habe ich eine Frau kennen gelernt, die diesen zu haben scheint – genaueres folgt – und mich eingeladen hat, dort einige Zeit zu leben und zu schreiben.

Zum Schreiben und Leben brauche ich Strom und Internet und habe daher meine Ausrüstung erweitert
.

Kennt ihr das alles?

Es ist super (eine Zeitlang?) alternativ zu leben und mit Technik unkompliziert und bequem dazu.
Ich bin wirklich überrascht, wie einfach man sich kurzfristig außerhalb bewohnter Ortschaften
Strom und Internet beschaffen kann und freue mich auf die kommenden Wochen. Ich bin wirklich gespannt, wie sich das entwickeln wird.

Über die Frage der Außentoilette und anderes muss ich mir noch Gedanken machen.

Das ist etwas, was ich durch meine Reise durch Marokko zunehmend am Praktizieren bin: Ich muss nicht perfekt – manchmal sogar gar nicht – planen. Meist ergibt sich das Eine aus dem Anderen!

Ich melde mich also wieder – voller Zuversicht, dass Strom und Internet funktionieren werden – aus dem Wald! Inshallah, bis bald.