Ramadanbeginn in Imsouane

Heute, am 17. Mai, hat der Ramadan in Marokko begonnen. Im Unterschied zu manchen anderen Ländern beginnt der Ramadan nicht nach Berechnung, sondern mit tatsächlicher Sichtung des Mondes.

Butyi und ich sind vorgestern – allerdings nach Berechnung und Plan – von Marrakech aus zum Meer aufgebrochen, um einen Teil der Atlantikküste zu entdecken.

Unser erster Halt ist Imsouane.
Wie lange ich hier bleiben werde, werde ich davon abhängig machen, was sich hier an Begegnungen entwickeln und
wie es uns gefallen wird.

Nach den ersten zwei Tagen kann ich jedoch sagen: Es ist ein Hundeparadies!

Davon abgesehen finde ich es sehr sympathisch hier. Die Leute sind offen und herzlich.
Ich habe bereits nach zwei Tagen meinen Stammladen und Bekanntschaft mit Roger gemacht, ein Baske, der fließend Tachelhit spricht.

Das kleine Fischerdorf ist komplett Tachelhit. Tachelhit ist das Souss-Tamazight, der Dialekt der Imazighen hier. Dieser Dialekt geht fließend in das Tamazight des Hohen Atlas über, so dass die Grundbegriffe, wie ich sie lerne, dieselben sind oder sich ähneln.

Neben den Einwohnern befinden sich hier die Surfer. Ansonsten habe ich bisher keine Touristen gesehen und alleine diesen Umstand finde ich außerordentlich sympathisch.

Viel zu „tun“ oder Abwechslung gibt es hier nicht.

Hier gibt es von Vielem nichts und von Nichts viel.

Eine Basis also für neue Begegnungen und für Geschichten, die hier – mit Muse und Zeit – endlich geschrieben und allmählich erzählt werden wollen…

 

Marrakech

 

Al hamra die Rote,
so wird Marrakech genannt.

 

Egal in welchem Viertel man sich in Marrakech befindet, das warme Rosarot prägt das Bild.

Auf mich hat dies einen beruhigenden und zugleich belebenden Effekt. Ich empfinde Marrakech als warm und vor Leben nur so strotzend.

Marrakech ist eine Stadt der Gegensätze, die stets und an jedem Eck präsent sind.
Diese können irritieren und manchmal auch anstrengen, ergänzen sich aber zu einem faszinierenden Ganzen und verfügen über eine unheimliche Anziehungskraft.

Diese Mischung aus Tradition und Moderne, aus Orient und Okzident, das Flair arabischer und afrikanischer Elemente ergeben eine Explosion an Sinneseindrücken, die unvergleichlich ist.

Die Vielseitigkeit der Stadt und deren Bewohner – den Marrakchi – mag auch die Erklärung für die Vielzahl unterschiedlichster Besucher sein.
Von der klassischen Familie über den All-Inclusive-Touristen und dem alternativen
Urlauber bis hin zum von Luxus verwöhnten Genießer aus den unterschiedlichsten Kulturen und Ländern, es lässt sich hier alles finden und betont das Gesamtbild und den Charakter der Stadt um so mehr

Auch ich finde mich hier nahtlos ein, so – wie ich behaupte – gerade in einer Stadt wie Marrakech jede Nichtmarokkanerin ihren Lebensstil finden und leben kann.
Ich selbst fühle mich nicht als Touristin, aber auch nicht als alternative Urlauberin. Ich würde mich als eine Art Mischung aus Gast, Entdeckerin und Lernende beschreiben. 


Ich liebe Marrakech, bereits von meinen letzten Besuchen, und hätte viel früher hierher kommen sollen…

 

Nicht der Weg ist die Schwierigkeit.
Die Schwierigkeit ist der Weg.
Soren Kierkegaard

 

Manchmal macht „man“ – ich spreche hier im Besonderen von mir – es sich besonders schwer.
Man denkt, das große Neue und Besondere einer Kultur finden zu müssen und vergisst darüber hinaus, dass sich dies meist im Kleinen und scheinbar Alltäglichen findet.
Ich habe darüber hinaus unterschätzt,  wie sehr ich mir entsprechende Strukturen und Rituale brauche. Dies bedeutet für mich, mit dem Hund einen sicheren Rückzugs- und Wohlfühlort zu haben und Menschen, mit denen ich mich – wenn auch lose – in den regelmäßigen Begegnungen austauschen und lachen kann.

Ich mag das Traditionelle und Ursprüngliche der Tamazight-Kultur – das war eine Motivation meiner Reise hierher – und die Herzlichkeit der Menschen, die mir oft entgegen gebracht wird.
Und genau das finde ich hier.

Das traditionelle Marrakech zeigt das Gesicht der Imazighen. Viele „Berber“ leben hier und haben ihre Kulturen in diesen großen Schmelztiegel gebracht. Gleichzeitig ist Al Hamra, die Rote, bekannt für die offene und freundliche Art der Marrakchi.

Ich lebe in einem Viertel der einfachen Leute, nahe der Universität. Ich sehe hier keine Touristen oder europäische Einwanderer. Das ist schön und macht mich frei in meinem Verhalten. Ich kann entspannt die Rolle einer teilnehmenden Beobachterin einnehmen, die zunehmend mehr zum Alltagsbild des Viertels gehört. 

Ich bin nun seit eineinhalb Wochen hier und die Leute beginnen mich auf meinen Gassigängen zu grüßen und Höflichkeiten auszutauschen. Ich liebe es!

Ich freue mich Kadu zu sehen, den alten Mann aus der Polsterei, der Butyi stets separat (und zuerst) begrüßt und – Hamdollah! – sich freut, dass es auch ihm gut geht.
Ich fühle mich angenommen wenn einer der Männer, mit denen ich mich regelmäßig im Café unterhalte, mit seinem Roller anhält und fragt, wie mein Tag war.
Ich winke lachend zurück, wenn mich der Kioskmann entdeckt hat und ich freue mich außerdem, dass einige  der Frauen beginnen, mich mit einem Salam auf der Straße zu grüßen…

Ich habe hier meinen Ort gefunden, der Ausgangspunkt weiterer Etappen sein wird und ein sicherer Rückzugsort bleiben wird, an den ich immer wieder zurück kommen darf und kann. Shucran Loubna!