Azul Deutschland – meine Reise geht weiter.

Die Reise mit der Fähre von Tanger nach Savona und der daran anschließenden Fahrt mit dem Auto durch Italien und die Schweiz Richtung Karlsruhe hat reibungslos geklappt und ich bin nun seit Ende Juli 2018 wieder in Deutschland.

Mein Auto habe ich komplett geleert, gesäubert – und wieder eingeräumt… Genauso wie in Marokko bleibt mein Gefährt auch in Deutschland vorerst im Einsatz: mit der ausgebauten Rücksitzbank, der Dachbox und meinem reduziertem Gepäck. Ich werde die nächsten Wochen auf Flexibilität setzen und pendle je nach Erfordernis zwischen meinem Schreibparadies – mitten im Spessart zwischen Wald und Wiesen in einem alten Wohmobil -, meiner offiziellen Meldeadresse bei Karlsruhe und meiner neuen Heimat in der Nähe von Frankfurt.

Ich arbeite an meinem Buch, was diesen Blog betrifft lege ich gerade eine kreative Pause ein.

Welche Themen stehen in den nächsten Wochen und Monaten an?

Wie werde ich in meiner „neue Heimat“ leben? Was werde ich dort entdecken und was wird dann „marokkanisch“ sein? Was habe ich an Elementen von meiner Reise durch Marokko tatsächlich mitnehmen können? Werde ich dies hier umsetzen können?

Ich habe viele Ideen im Kopf und genauso wie sich meine Reise durch Marokko anders entwickelt hatte als geplant, wird auch diese Etappe sicherlich ihren ganz eigenen Verlauf nehmen.

Weiterhin werde ich sobald ich, sobald ich hier wieder einen festen Ankerplatz gefunden und mich mit Butyi eingelebt habe, Marokko weiter erkunden  und Besuch von marokkanischen Freunden erhalten, die wiederum meine Kultur und mein Land kennen lernen wollen. 🙂 

 

 

Deutsche Standards – marokkanische Gelassenheit

 

Ich empfinde mein Heimatland und die deutsche Kultur viel positiver als vor meiner Reise nach Marokko. Die unschönen Seiten haben sich dadurch allerdings und natürlich nicht einfach in Luft aufgelöst.
Es stellt sich damit die Frage, wie gehe ich damit um?

 

Heute kam der Bürgermeister persönlich am Wohnwagen vorbei.

Mehrere Leute seien auf „die Frau mit dem Hund im Wohnwagen“ aufmerksam geworden.

Man muss wissen, in Deutschland ist es untersagt, einen Wohnwagen „einfach so“ an einem Ort abzustellen und (außerdem) sich dort eine Zeitlang aufzuhalten. Wo kämen wir denn da hin?
Wo ein Wohnwagen zu stehen hat, wie lange und zu welchem Zweck ist genauestens in diversen Vorschriften geregelt.


Nun, der Bürgermeister war sehr nett und ein recht liberaler Mensch, wie mir schien. Um ihn geht es mir in keinster Weise. Aufgestoßen ist mir diese (typische?) Eigenart deutscher Bürger, deren Hauptaufgabe es wohl ist, sich um Recht und Ordnung zu bemühen, wobei ihnen eine kleine Portion „Unordnung“ sicherlich nicht schaden würde.

Dieser Anteil der deutschen Kultur widerstrebt mir, zumal nicht nach Sinn oder Unsinn von Regeln gefragt wird und es oft lediglich um ein bloßes Einhalten geht.

Vielleicht hat dies auch mit der Grundangst vieler Deutschen zu tun, die sich in unzähligen Versicherungen, präzisen Plänen und diversen Vorkehrungen äußert, um das Risiko eines Risikos zu minimieren und ruhig schlafen zu können?!
In meinem Buch schreibe ich in einem Kapitel über Standards, die ich eigentlich so gar nicht mag, durch meine Erfahrungen in Marokko jedoch wieder sehr zu schätzen gelernt habe.
Standards sind an sich ja erst mal nichts schlechtes und können je nach Inhalt und Kontext eine sinn- und wertvolle Weiterentwicklung sein.
Letztendlich bleibt für jeden persönlich jedoch immer die Frage, wieviel er davon haben möchte (oder braucht) und wie er dann in der Situation mit diesen umgeht…

Nur weil ein Standard existiert, muss ich mich dem nicht einfach unterordnen oder diesen gar übernehmen. Ich habe immer die Wahl und die Freiheit, wie ich damit umzugehen!
Ich kann eine Vorschrift im Extrem sofort und pflichtbewusst erfüllen oder den Sachverhalt mit einer marokkanischen Haltung etwas gelassener angehen.

Die absolute Gegenbewegung zu Standards: Wie als ob ich es geahnt habe, hängt seit einigen Tagen Pippi Langstrumpfs Ausspruch im Wohnwagen…

Ich habe Standards, die unhinterfragt übernommen werden, noch nie gemocht (und habe wenig Toleranz mit den Menschen, die in dieser Haltung unkritisch agieren), war trotz dessen unterm Strich eine „Erfüllerin“. Vielleicht wird es Zeit, das zu ändern und manches mit mehr Gelassenheit anzugehen.