„Sbah lkhir, wie hast du geschlafen?“
Ich lese die Nachricht auf meinem Handy und schreibe zurück, dass meine Nacht heute nicht so gut war. Ich konnte einfach nicht schlafen, war lange und immer wieder wach, so vieles ging mir im Kopf herum.
Von wegen, nicht gut oder tief geschlafen!
Als ich kurz nach diesem Morgengruß den Wohnwagen verlasse und mit dem Hund laufen gehen will, versperrt mir ein großer Ast den Weg. Gerade mal zehn Meter weiter ist heute Nacht ein alter großer Apfelbaum in zwei Teile gekracht.
Einen Schreck bekam ich nicht, stand aber verwundert über diese völlig unerwartete Tatsache vor dem Ast. Ich hatte davon nichts mitbekommen!
Eines besseren belehrt, stelle ich fest:
Es war eine gute Nacht!
Ich muss tief und ungestört geschlafen haben! Das Krachen und Fallen dieses großen Astes in unmittelbarer Nähe hätte ich sonst hören müssen. Es hat sich für mich nicht glatt angefühlt, weil es lediglich nicht meiner Erwartung, der Normalität, entsprach.
Welch ein hoher Anspruch: Einschlafen – Schlafen – Aufwachen, und das nur, weil ich es so gewohnt bin! Und sofort sind wir bei den eigenen Standards. Das, was wir von Haus aus haben, ist meist (mindestens) der zu erfüllende Standard, oder?
Und: Es ist ein guter Morgen.
Ja, sbah lkhir, es ist ein guter Morgen! Mir und Butyi ist nichts passiert, wir haben ein Dach über dem Kopf, dürfen ungestört und trocken schlafen und können über einen umgestürzten Baum lachen. Wenn das kein Luxus und kein Grund ist, dankbar zu sein!