„Ramadan mubarak“ – gesegneter Ramadan!

Es ist später Sonntagmorgen. Ich sitze hier mit meinem „Sonntagsgefühl“ entspannt und zufrieden in Deutschland in der Sonne, während das Hühnchen im Ofen vor sich hin brutzelt und der Duft zu mir nach draußen auf die Terrasse dringt. Ich freue mich schon jetzt auf das Essen!

Ich denke an meine marokkanischen Freunde, hier in Deutschland und in Marokko.

Heute habe ich bereits am recht frühen Morgen wider Erwarten von zweien einen Guten Morgen-Gruß erhalten – Sbah lkhir! –, was angesichts deren Schlafgewohnheiten und Tagesrhythmus ungewöhnlich ist. Noch vielmehr wundert es mich jedoch, da ich diese gerade heute in tiefem Schlaf oder friedlichem Dösen mit gesättigten Mägen vermutet habe…

Gestern – am 27. Mai – hat nämlich der diesjährige Ramadan begonnen. Wir in Deutschland bezeichnen diesen meist als den „Fastenmonat“ der Muslime .

 

Was ist Ramadan?

Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Kalenders und eine der fünf Säulen des Islams, also eine der fünf im Koran genannten religiösen Pflichten, an die sich ein Muslim zu halten hat. Der Ramadan dauert 29 bis 30 Tage, je nach Dauer der Mondphase. Dieses Jahr beginnt er am 27. Mai und endet am 24. Juni.

In Deutschland wird meist vom „Fastenmonat“ gesprochen. Tatsächlich ist es so, dass zwischen Sonnenaufgang und -untergang auf Essen und Trinken, ebenso auf den Genuss von Nikotin und Geschlechtsverkehr verzichtet wird.

Ramadan heißt weiterhin, sich von schlechten Gedanken und Abhängigkeiten frei zu machen und ungute Handlungen bewusst zu vermeiden. Angesichts der in den Wochen sicherlich zunehmenden Gereiztheit aus Hunger und Schwäche scheint mir dies unter erheblich erschwerten Bedingungen zu erfolgen! In vielen Berichten wird von der zunehmenden Unfreundlichkeit  oder unterschwelligen Aggressivität der Bevölkerung gesprochen.

In der Zeit des Ramadans verzichten (vermutlich) die meisten der Muslime komplett auf Alkohol, der „eigentlich“ eh haram – also Sünde – ist. Auch müssen die Freundinnen der Muslime (und umgekehrt natürlich die nichtverheirateten Partner der Muslimas) auf den Austausch von körperlichen vorehelichen Zärtlichkeiten verzichten.

Fasten heißt, sich den weltlichen Einflüssen abzuwenden und sich in Hinwendung zu Allah in Geist und Körper zu reinigen. Sowohl der Koran als auch die Bibel sagen eindeutig, dass Fasten nur dem Körper nach, keine Hinwendung zu Allah oder Gott ist.

Fasten ist damit auch eine Zeit der Anbetung. Viele Muslime folgen in dieser Zeit (regelmäßiger) den täglichen fünf Aufrufen des Muezzins zum Gebet und besuchen die Moschee.

Ansonsten ist der oder die Fastende dazu angehalten, den üblichen Tagesablauf beizubehalten.

 

Der Ramadan in Marokko

Trotz dessen ist Ramadan – so kommt es mir vor – ein großer Ausnahmezustand. Ramadan ist ein großes Ereignis, man bereitet sich darauf vor und freut sich darauf. Es werde Glück- und Segenswünsche verschickt: Ramadan mubarak! Abends sind die Straßen – so erzählt mir Abdel – voll von lachenden Menschen, die gemeinsam das Fastenbrechen begehen und sich danach in den Straßen treffen.

Nach dem trägen Leben tagsüber – die Cafés und Läden haben meist geschlossen – beginnt nachmittags eine rege Betriebsamkeit, das Essen muss eingekauft und gekocht werden. Abends versucht jeder, die Zeit des Fastenbrechens mit seiner Familie und Freunden zu verbringen.

Dies ist ein wesentlicher Bestandteil, der den Charakter des Ramadans ausmacht: die in der Gemeinschaft zelebrierte Freude. Wenn ich da an die christliche Fastenzeit vor Ostern denke, unterscheiden sich diese beiden Fastenzeiten im Charakter doch wesentlich voneinander?!

Der Rahmen des Ramadans ist klar umschrieben. Trotz dessen unterscheidet sich das Leben und Gefühl im Ramadan von Land zu Land, ja sogar von Region zu Region. Jede Kultur hat seine eigenen Gebräuche, seine Ernsthaftigkeit  und seine ganz eigene Art zu feiern. Und dann ist es letztendlich auch von jeder einzelnen Person abhängig, in welcher Haltung und Absicht sie Ramadan begeht und erlebt.

 

Mein Ramadan?!

  „Wenn du kommst Stefanie, werden wir feiern und tanzen!“

Ich werde kommende Woche für 10 Tage meine Freundinnen und Freunde in Marrakech und Casablanca besuchen und möchte mit ihnen Ramadan erleben und begehen.

Nun weiß ich zwar aus Erzählungen, wie der marokkanische Ramadan praktiziert wird. Meine Freunde heben immer wieder hervor, dass dieser in Marokko besonders fröhlich ausfällt. Einen Vergleich zu anderen Kulturen oder Ländern habe ich allerdings nicht wirklich, um genau zu sein: gar keinen.

Wenn ich also erzählen werde, werde ich dies nicht vergleichend tun, auch werde ich nicht über „den“ Ramdan oder für das ganze Marokko sprechen. Ich werde und kann lediglich den kleinen Ausschnitt darstellen, den ich erleben werde! Dies möchte ich betonen, weil man sich manchmal doch rasch verleiten lässt, einzelne Berichte als eine Wahreit zu nehmen…

Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf, wenn ich an das bevorstehende Fasten denke…

Im Fasten bin ich definitiv nicht gut. Mein einziges einsames Erlebnis war vor 15 Jahren ein misslungener Versuch meinem Körper etwas Gutes zu tun und eine Heilfastenkur zu machen. Na ja… Mir wurde schwindlig und ich war einfach nur wieder froh, essen zu dürfen. Ich habe auch nie wieder einen weiteren Versuch unternommen.

Schwierig stelle ich mir vor, nichts trinken zu dürfen. Obwohl „dürfen“ an dieser Stelle nicht stimmt! Meine Freunde haben mir ausdrücklich gesagt, dass es überhaupt kein Problem sei, wenn ich essen und trinken möchte. Ich will diese Erfahrung jedoch machen und vielleicht Teil der Ramadan-Gemeinschaft sein.

Ich möchte vor allem aber nicht nur dieses körperliche Fasten erleben, sondern mit an den Gebeten teilnehmen. Als Nichtmuslima ist es mir in Marokko nicht gestattet in die Moschee zu gehen. In Casablanca sei dies im Ramadan für mich allerdings möglich. Der Platz vor der Moschee wäre überfüllt mit Kindern, Frauen und Männern, die alle gemeinsam das Gebet verrichten würden… Abdel will mich mitnehmen.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ramadan empfinden werde, freue mich aber auf jeden Fall und bin gespannt, was mich erwarten wird.

 

Ihr werdet – Inshallah – von mir hören!

 

 

 

Hassan II-Moschee in Casablanca (www.flickr.com/photos/axelr)