Ahidous

ⴰⵃⵉⴷⵓⵙ

 

Ahidous, so nennt sich der traditionelle Sprechgesang und Tanz der Imazighen, der sich je nach Region unterschiedlich gestalten kann. Oft wird er nur von den Männern durchgeführt, in anderen Regionen tanzen ihn Männer und Frauen zusammen, er wird in Reihen, aber auch im Kreis durchgeführt.

Der Ahidous wird in erster Linie bei Festen wie Hochzeiten oder zur Ernte praktiziert. Fängt jedoch jemand auf der Straße an zu singen und zu klatschen, fallen die Umstehenden meist sofort mit ein und das mit vollem Körpereinsatz, von den stampfenden Füße über die Hände und zuckenden Schultern, bis hin zu den lachenden Gesichtern.

Marokko ohne Musik und Tanz ist undenkbar!

Marokko bedeutet für viele Menschen ein hartes Leben, doch diese Freude am Tanzen und Singen lassen sie sich nicht nehmen. Die Menschen strahlen die pure Lebensfreude aus – so meine Wahrnehmung – und  gehen ganz darin auf. So gehört gerade auch der Ahidous in Marokko zu dessen Kultur wie die Luft zum Atmen.

Mir scheint der Ahidous das Medium zu sein, das das Konfliktpotenzial zwischen Tradition und Moderne in seinen Extremen überwindet und versöhnt.
Ahidous ist nicht „unmodern“ oder peinlich, wie dies bei traditionellen Gesängen in Deutschland bei Heranwachsenden vermutlich der Fall wäre, ganz im Gegenteil: Im gemeinsamen Singen und Tanzen feiern sich alle gemeinsam in ihrer Kultur und ihrer selbst.

Ahidous kennt kein Alter und schließt jeden, sofern er möchte, mit ein.

Tatsächlich war das gemeinsame Tanzen und Singen eines der Dinge, die mich bei meinem ersten Urlaub in Marokko für diese Kultur eingenommen haben. Als Touristin erlebt man allerdings auch die Sondersituation eines „täglichen Feierns“, was im marokkanischen Alltag genauso wenig wie in jeder anderen Kultur nicht der Fall ist.

Da die meisten Feste in Marokko jetzt im Juli und August anstehen, habe ich dieses Mal das Tanzen und Singen leider nur als Zuschauerin erlebt, wie diese Woche auf dem Timitar, dem Musikfestival in Agadir, als Bühnenauftritt.

Wenn ich an Ahidous denke, denke ich nun aber auch direkt an Deutschland.

Meine Motivation längere Zeit nach Marokko zu gehen, war es, diese Kultur zu erleben und Elemente  mit in mein Leben nach Deutschland zu „nehmen“ und dieses dadurch zu bereichern und zu meinem ganz eigenen Mix zu machen.

Der Ahidous war so ein Element, das ich mit in mein deutsches Schulleben brachte.

Meine Schülerinnen und Schüler haben mir zum Abschied das größte Geschenk gemacht, das sie mir haben machen können. Ich bin selten ohne Worte, doch in dieser Situation, wusste ich nicht, was sagen.

Unsere „Ahidouse“ waren vielleicht nicht so musikalisch und perfekt wie die der Marokkaner, standen denen aber an Inbrunst um nichts nach. Danke an euch!

 

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