Abseits der Wege

Von meinen ersten Dünenerfahrungen derart ermutigt, fahre ich einige Stunden später wieder dieselben Pisten entlang…

Ich will mir einen Platz zum Übernachten suchen.
Auf Ratschlag meiner Freunde hin, möchte ich diesen erst aufsuchen, wenn keine Leute mehr vorbei fahren, so dass ich dort hoffentlich ungestört rasten und schlafen kann.

Das stellt sich allerdings als nicht so einfach heraus.
Ich hatte nämlich etwas Grundlegendes übersehen: Die Fischer sind am späten Abend an der Küste äußerst aktiv.

Ich beschließe an einer hügeligen Stelle, die nicht sofort einsichtbar ist, vom Weg runter zu fahren. Dort dürfte mich niemand entdecken und ich meine Ruhe haben!


Dort werde ich tatsächlich nicht gesehen, trotz Winken, Springen und Rufen.

Das kann ich mit Gewissheit sagen, denn als ich vor der Entscheidung stand, dort mit einem im Sand eingefahrenen Auto über Nacht zu bleiben oder erst das Auto wieder mobil zu machen, entschied ich mich für zweiteres.

„Qu’est-ce que
tu as fait là?

Tu dois rester sur les chemins!“

Mir ist es dann doch etwas peinlich zu sagen, weshalb ich die Piste verlassen habe und davon überzeugt war, dass das für mich und mein Auto kein Problem darstellen würde.

Nadia, die Mutter des Porsche-Cayenne-Fahrers, den ich mitten auf der Piste stehend angehalten habe, lacht und findet das Geschehen höchst amüsant.
Nachdem der notgedrungen hilfsbereite junge Mann sämtliche Versuche (die ich selbst bereits durchgeführt hatte) erfolglos absolviert hatte (und seine Mutter Nadia, eine weitere junge Frau und ein Mädchen kichernd daneben standen), traf Omar ein.
Da Omar extremst zeitnah eintraf, gehe ich davon aus, dass Nadia nicht allzu viel Vertrauen in die Bemühungen ihres Sohnes hegte und den Mann direkt um Hilfe gebeten hatte…

Omar holte sachkundig einen Wagenheber aus seinem Auto –  übrigens ein alter Audi Quattro – und bockte mein Auto hoch. Die mittlerweile drei Männer, zwei Frauen und das Mädchen legten Steine unter die Reifen und der Porsche-Cayenne-Fahrer zeigte nun doch sein ganzes Können, indem er mein Auto zügig heraus fuhr, wobei Nadia laut lachte und ich entsetzt meinem, in Rekordtempo rückwärts davon springenden Mazda hinterher sah.

„Maitenant tu as un problem! Haha“
Was soll ich noch sagen? Letztendlich hat Nadia mich zu sich nach Hause eingeladen, bis ich allerdings Omar etwas Geld gegeben und die zwei anderen Männer (letztendlich durch Davonfahren) abgewimmelt hatte, hatte auch der Porsche-Cayenne-Fahrer seine Chance ergriffen. Von Nadias Familie und dem Porsche war nichts mehr zu sehen. Was mir wiederum nicht unrecht war.

 

Es wurde mittlerweile dunkel und ich hatte immer noch vor, einen geeigneten schönen Platz zum wild übernachten zu finden.
Nun, das Ende der Geschichte: Am Strand fand ich keinen Platz. In der einen Richtung vermutete ich die zwei Männer, denen ich davon gefahren war, und in der anderen Richtung hatten sich die Fischer nieder gelassen. Und abseits der Wege zu fahren, das traute ich mich nun nicht mehr…

So fuhr ich zurück auf die große asphaltierte Straße mit der Absicht, dort an einer Stelle abzuzweigen und (ohne Anspruch auf großartige Natur oder Ästhetik) anzuhalten, wo es mir ruhig erschien.

Der gewählte Platz lag letztendlich an einem Feldweg zwischen Plantagen nahe der Bundesstraße. Am Abend und am Morgen kamen insgesamt 23 Feldarbeiter an mir vorbei.
Passiert ist nichts, ruhig geschlafen habe ich allerdings auch nicht und das Frühstück ließ ich angesichts der ständigen, kontaktsuchenden Passanten auch ausfallen.

 

Moral der Geschicht: Keine!  
Zu sagen „Bleib auf deinen Wegen“, erscheint mir doch zu simpel.
Da kann ich gleich an „Rotkäppchen und der böse Wolf“ weiter verweisen.

 

Nachtrag: Eine Freundin von mir meinte, ich hätte Mazda vorweg über meine Reise informieren sollen, sicherlich wäre etwas für mich rausgesprungen.
Da mein Blog nicht kommerziell ist und ich bis dato nicht auf diese Idee kam, werde ich mir mein nächstes Auto wohl wieder ganz gewöhnlich ersparen müssen. Sollte sich allerdings doch ein Leser finden, der mich autotechnisch (Marke austauschbar) unterstützen möchte: Für Vorschläge bin ich prinzipiell offen! 🙂

3 Replies to “Abseits der Wege”

  1. Ja Stefanie, da muss jeder mal durch. Festfahren im Sand ist keine Seltenheit. Probiere es ruhig nochmals und laß vorher an deinem geliebtem Auto etwas Luft aus den Reifen. Kannst ruhig mit 1.8 ATÜ arbeiten statt der 2.2. ATÜ. Wie macht man das? Wenn man 0.5 rauslassen will, läßt du das Ventil zischen und zählst dabei von 1 bis 15 ganz ruhig. Dann stimmt der Wert so ungefähr. Und du wirst staunen wie gut dein „Blauer“ durch den Pistensand fährt.

    1. Super!!! Das werde ich tun und erklärt auch, warum die Marokkaner mit ihre Audi Quattros und Unos ohne Probleme durchkommen, wo ich stecken geblieben bin. Danke!!!

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